Ist es sicher oder nicht?
Hier eine Geschichte von Caroline: eine Mutter, die sich auf dem Weg machte, um ihren Kind Sicherheit zu schenken
Ich konnte eine ganze Weile das Wort Sicherheit nicht mit Gefühlen ausfüllen. Sicherheit ist, wenn ich mit mir verbunden bin, dann bin ich kreativ, habe viele Ideen und bin ganz zufrieden.
Sicherheit ist leider etwas, was viele von uns nicht vermittelt bekommen konnten, weil unsere Eltern es selber nicht kannten/konnten.
Ich konnte meine Tochter nicht sehr viel Sicherheit vermitteln.
Weil ich selber keine erlebt hatte. Sicher sein und sich sicher fühlen sind 2 sehr unterschiedliche Zustände, in denen man sich bewegt.
Wenn man etwas nicht kennt, dann existiert es einfach nicht, man denkt nicht darüber nach na ja und man weiß einfach nicht, nach was man suchen soll.
Je mehr ich ein Bewusstsein für Sicherheit – dank Odette – aufbaute, ist es erstaunlich, wie wenig dieser Zustand in mir verankert war.
Ich habe mich einfach geopfert oder mich selbst zerstört. Ganz offensichtlich wurde es, als ich ein lebensgefährliches Überholmanöver mit dem Auto startete. Ich hatte mal wieder meine Sicherheit, meine Wahrheit, meine Verbindung bei einem Gespräch mit einer Authoritätsperson aufgegeben.
Fuck you, waren meine Gedanken, ich lass mich nicht mehr ausbremsen, waren die Gedanken als ich ohne Einsicht den Laster überholte.
Ich war nach dem Manöver schockiert und konnte gar nicht nachvollziehen, warum ich das gemacht habe. Ich hatte mir Luft gemacht, aber zu welchem Preis?
Wenn ich in meine Kindheit zurückgehe, gab es keinen Raum für mich. Ich musste funktionieren. Ich musste still sein, ich musste essen, ich durfte nicht hüpfen, ich durfte nicht laut sein. Ich musste den Zorn der Erwachsenen über mich ergeben lassen, und durfte nicht wütend sein.
Das war sowas von tabu.
Ich habe über 30 Jahre gebraucht, um authentisch wütend in ein Kissen schlagen zu können. Ich habe solche Angst vor Wut, dass ich lieber mich zerfressen habe, lieber alles über mich ergehen ließ, als selber echt, frei schwingend, mit mir selbst verbunden diese Energie in mir aufnehmen zu können und wirklich für mich selber zu stehen und STOP zu sagen.
Ich konnte wütend sein, aber abgekoppelt von mir. Das bedeutete Wutausbrüche, aber nicht gehaltene Wut.
Was hat das jetzt mit Sicherheit zu tun?
Ich konnte meiner Tochter dieses Gefühl nicht vermitteln. Ich konnte achtsam, empathisch, auf sie eingehen, sie hören ach… so viel, aber in dem Moment in dem sie wütend war, war ich weg, weil ich die Energie nicht ausgehalten habe.
Es ist nicht möglich sich auf jemand einzutunen, wenn man solche Angst vor dem Zustand hat. Wütend sein zu dürfen, war mehr oder weniger ein Todesurteil für mich.
Seit ein paar Jahren spiele ich ein bisschen mit der Kraft, die aus der Wut entsteht. In den letzten Wochen wird es immer besser, weil ICH einen Wert bekommen habe. Ich habe MEINEN Platz, MEINEM Raum entdeckt.
Ich lerne, dass sich Wut gut anfühlen kann und dass nichts Schlimmes passiert, wenn jemand wütend ist oder ich wütend bin. Es heißt Stop, oder es reicht mir, oder hier ist eine Grenze oder ich werde nicht gehört. Wut ist ein weises Gefühl, denn es mobilisiert so viel Kraft, um gut für mich zu sorgen.
Das gehört alles zur Sicherheit für mich und jetzt auch für meine Tochter.
Wenn sie jetzt wütend ist, kann ich mich öfters in sie einschwingen, diese Energie aufnehmen und es zulassen. Ich war erstaunt, was aus mir herauskam: Es nervt mich, wenn Du Dich nicht um Deinen Schulkram kümmerst.
In dieser Nacht träumte ich von einem Tiger, der sich aus seinem Käfig befreit.
Danke liebe Odette für Dein Dasein. Das sind echte Schritte in meine Freiheit.