Trauern ist eine Kunst

Was steckt hinter der Trauer? Lass uns gemeinsam schauen, was für verschiedene Aspekte hinter diesem Gefühl liegen und es nährt und heilt.

Trauer kann entstehen, wenn wir etwas verabschieden mussten. Trauer, dass etwas nicht funktioniert hat, eine Freundschaft, eine Beziehung, ein Kontakt, Verabschiedung vom Arbeitsplatz, Verabschiedung von einem geliebten Menschen. Trauer, weil was kaputt gegangen ist. Es passiert so oft, nur schon alleine innerhalb einer Woche.

Trauer bedeutet, dass wir jemanden den wir geliebt, geschätzt oder gemocht haben, verloren haben. Das ist so schwer und tut so unendlich weh. Ich habe eine sehr gute Freundin „verloren“. Anfangs dachte ich, es reißt mich förmlich mit. Es war nicht zum Aushalten, bis ich andere Wege gefunden habe mit ihr zu sein.

Trauer kann aber auch entstehen, wenn wir uns nicht ausleben, wenn wir nicht das tun, was wirklich wichtig für uns ist. Ich denke als Teenager hast Du es erlebt, wenn deine Eltern verboten haben, was Dir so dringend und wichtig erschien.

Solange Du wütend bist, kämpfst Du, weil Du glaubst Du hast eine andere Möglichkeit. Trauer tritt ein, wenn Du es nimmst wie es ist. Manchmal stellt sich ein tiefer innerer Frieden damit ein. Doch was, wenn die Trauer drückt, Du das Gefühl hast, sie frisst Dich auf?

Trauer bedarf Raum. Es ist wichtig der Trauer Raum zu geben. Kinder und Tiere machen uns das oft sehr gut vor. Sie werden still, essen nicht mehr und unterbrechen den Alltag für eine Weile. Erwachsene geben sich oft nicht den Raum, sich zu verabschieden. Oft wird die Trauer in einer Aktivität erstickt. Ein bekannter Mechanismus, um nicht fühlen zu müssen wie weh es tut oder wie traurig man wirklich ist.

Es gibt Kulturen, in denen man sich zum Trauern regelmäßig trifft. So hat jedes Stammesmitglied die Möglichkeit, sich regelmäßig bewusst mit dem Thema zu beschäftigen. Die Beobachtung ist, dass diese Völker viel leichter leben, weil es gibt ganz klare Trauerzeiten, in denen sie es sich gestatten, traurig zu sein. Ich finde, dies bräuchte man für jedes Gefühl, nicht nur Trauer.

Wir, Europäer, machen das nicht. Wie oft gibst Du Dir den Raum zu trauern?

Nur alleine für die „Kleinigkeiten“? Da kommt vielleicht der innere Kritiker mit dem Satz, „das ist doch nicht so schlimm.“  „Stell Dich nicht so an.“ Doch es ist wichtig zu trauern, weil Du Dich fühlst, weil Du merkst, was Dir wichtig ist.

Zuzugeben, dass Dir etwas wichtig ist, ist sehr intim. Deshalb fällt es Dir vielleicht öfters schwer es auszusprechen: „Ich bin traurig“. Diese Aussage zeigt Dir und anderen, was Dich berührt. Oft wurden unsere Gefühle nicht ernst genommen, diese Angst schwingt bei Gefühlsoffenbarungen oft mit.

Und doch… Ich lade Dich dazu ein zu sagen:

„Es macht mich traurig, wenn …..“
„Es betrübt mich, dass …..“
„ Ich bin traurig, weil…..“

Nimm Dir vielleicht ein paar Minuten, um diese Sätze auszufüllen.

Schenke Deiner Umwelt diese wertvollen Informationen, wenn es angebracht ist. Es kann sein, dass sich die Verhaltensweisen des anderen völlig verändern, wenn er/sie es weiß. Du kannst es natürlich nicht erwarten und trotzdem bleibt es eine gute Ich-Botschaft Dich mitgeteilt zu haben.

Ich empfehle Dir trauere nicht nur alleine. Gemeinsam ist diese Aufgabe liebevoller und leichter durchleben.

Vielleicht hast Du es für Dich entdeckt: Trauer ist ein ganz wichtiges Gefühl. Trauer ist ein Geschenk auch wenn es sich anfangs gar nicht gut anfühlt. Wenn Trauer ganz natürlich da sein darf, ganz echt, dann bekommt es seinen Platz in Deinem Leben. Du nimmst ihm die Übermacht, dass es zu etwas großen Abschreckendem wird. Trauer wird zu Deinem Begleiter, der Dir zeigt, wann etwas gegangen ist, was Dir lieb war und Du Dir die Zeit nimmst es zu verabschieden.

Trauer zeigt Dir auch den Weg, wo es weitergeht. Wenn Du weißt, was Dir wichtig ist, dann weißt Du was, wohin Dein Weg führt. Du kannst das Heft in die Hand nehmen und es Dir holen.

Zum Schluss mache ich noch gerne ein Beispiel:

Martha, eine Klientin von mir, war so traurig über ihren Beruf. Sie wurde schon ganz stumpf. Oder Burkhard war so unglücklich in seiner Ehe, weil es zu wenig Nähe gab. Oder Maria war so unglücklich, dass ihre Töchter sie als Person nicht wahrnahmen. Alles drei konnten ihr Leben verändern, weil sie verstanden haben, was ihnen wichtig ist durch ihre Trauer.

Das wünsche ich Dir auch. Falls Du Dir dabei Unterstützung von mir wünscht, schreib mir ein Mail: odette@beziehungsleuchten.de

Ich freue mich auf Dich

Odette