
Trauma und Beziehungen
Was hat das miteinander zu tun?
Traumaheilung ist für Beziehungen immens wichtig, da das Trauma sich oft zwischen Dich und Deine Beziehungen stellt – insbesondere zu Deiner Selbst-Beziehung. Was bedeutet Traumaheilung? Wie funktioniert das? Wie entsteht ein Trauma? Was für Arten von Trauma gibt es? Darüber kannst Du hier und noch mehr Informationen in meinem Blog lesen. Es lohnt sich.
Traumaheilung
In der Trauma-Heilung geht es vor allem um Mitgefühl, Verständnis und Liebe für Dich und Deine Situation. Das Trauma heilt in authentischer Begegnung. Es ist in Beziehung entstanden, also ist es wichtig sie in einer guten Beziehung wieder zu lösen.
Finde deine sichere Person, deinen sicheren Rahmen, in dem Du beginnst. Taste Dich langsam und behutsam an das Trauma heran, damit Du alle Begebenheiten mitbekommen kannst, die sich in der Heilung zeigen. Der Schock soll nicht mehr plötzlich aus der Kiste hüpfen. Dein System kann zu jedem Zeitpunkt prüfen und sicherstellen, dass alles sicher ist. Du hast genug Zeit Dich immer wieder zu orientieren. Dein automatisiertes Sicherheitssystem muss nicht hochfahren. Das ist eine ungewohnte Erfahrung und ist ein Teil der Heilung.
Begegne deinen gegenwärtigen Lebenssituationen. Die Vergangenheit kann erstmal ruhen. Die Gegenwart bietet genug Informationen über dein Trauma. Du musst nicht in die Kiste greifen. Wenn Du Dich nur der Gegenwart widmest, gehst Du schon in den Keller oder auf dem Dachboden und beschäftigst dich mit Deiner Kiste. Lerne Dich genau kennen. Werde Dir bewusst, erforsche Dich und Deine Verhaltensweisen.
Bei der Trauma-Heilung darfst Du wieder lernen, was sicher und verlässlich ist. Du darfst wieder erlernen, Dir eine sichere Umgebung zu erschaffen bzw. zu erkennen. Und vor allem zu erleben, was Du bist hier schon bewältigt hast.
Es gehört zur Trauma-Heilung, dass Du Dein aufgeregtes Nervensystem beruhigen kannst, um wieder mit Dir und der Welt in Verbindung treten zu können.
Ein weiterer Schritt ist Deine Aufmerksamkeit auf das Spüren zu legen. Den Kontakt mit dem Körper aufzunehmen. Oft passiert es Traumatisierten, das sie Teile ihres Körpers verlassen haben. Der Körper ist dann wie eine Art verlassenes Haus, dass Du Raum für Raum wieder neu bewohnen darfst. Ich ermutige Dich, erfreue Dich über die kleinen Schritte auf deiner Lebensleiter. Sie sind die nachhaltigsten und wertvollsten.
Zu fühlen, was Dich gerade bewegt, was gerade jetzt ist. Sprich es aus und spüre wo im Körper zu es wahrnimmst. Körperspüren und Emotionen wahrnehmen, sind zwei wunderbare Werkzeuge, um Dich in den Körper zurückzuholen.
Baue Dir Ressourcen auf. Was tut Dir gut? Wo oder was fühlt es richtig an? Was machst Du gerne? Mit dem Hund rausgehen? Joggen gehen? Routinierte Aktionen sind besonders geeignet, weil Du hier von den guten, automatischen Gewohnheiten auch in Krisenmomenten profitieren kannst.
Der Körper heilt auch von außen nach innen und genauso heilt ein Trauma auch. Wo und wie Deine Heilung beginnt, ist bei jedem anders. Bei manchen ist es die Bewusstseinsbildung, das Verstehen und Analysieren. Bei Dir ist es vielleicht das Fühlen und Spüren zuerst dran.
Das klingt vielleicht bis hier sehr unbelastet. Es gibt natürlich auch schwierige Momente, wenn Du fühlst, wie schlimm es wirklich war. Wenn Du in der sicherer Umgebung erlebst, dass es keine Kleinigkeit, kein doofes Anstellen oder eine Lappalie war, sondern wirklich schmerzhaft, ungerecht, demütigend, übergriffig etc.
Hier kann auch das Beobachten und Neu-Kennenlernen Deines Schattens beginnen. Tiefer in Deine gegenwärtige oder auch in Deine vergangene Vergangenheit einzutauchen, um besser zu verstehen und Gefühle einordnen zu können.
Was wirklich wichtig für Deine Heilung ist, dass der Trigger nicht mehr vorhanden ist. Z.B. falls Du noch mit einem jähzornigen Partner zusammen lebst, der dein Sicherheitssystem dauerhaft aktiviert, ist in diesem Rahmen Heilung deutlich schwieriger.
Die Trauma-Heilung ist meistens ein Lebensprozess. Das sollte Dich nicht schrecken, denn ist der Weg und nicht das Ziel. Das was passiert ist, wird immer Deine Vergangenheit bleiben. Sie ist ein Teil Deiner Erinnerung. In deinem Prozess wirst Du feststellen, dass die Kiste erneut zu Dir gehört – in Deinem lebendigen Körper. Es wird nach und nach so sein, dass die Auslöser, immer weniger Emotionen in Dir auslösen werden.
Das fühlt sich so gut und so frei an. Dein Leben kann seine eigentliche Berufung aufnehmen, weil Du so viel gelernt und bewältigt hast. Der Standby-Modus wird wahrscheinlich immer seltener. Du kannst bunt und echt sein, wie Du wirklich bist.
Zum Mainstream wirst du meiner Ansicht nach nie gehören, weil Du so viel Bewusstsein Klarheit, Freude und Liebe Dir erarbeitet hast, dass Du die besten Leuchtvorraussetzungen hast. Also mach dich auf den Weg, trau dich, geh weiter und finde die Personen mit, mit der Du heilen kannst.
Eine Geschichte aus „Das tibetische Buch vom Leben und Sterben“ von Sogyal Rinpoche beschreibt es wunderbar:
Autobiographie in 5 Kapiteln
- Kapitel
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren… ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, um wieder herauszukommen.
- Kapitel
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am selben Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, um wieder herauszukommen.
- Kapitel
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein … aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen. Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort wieder heraus.
- Kapitel
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.
- Kapitel
Ich gehe eine andere Straße.
Trauma-Entstehung
Trauma ist aus dem Griechischen und bedeutet Wunde. Trauma ist eine unsichtbare Wunde, die niemand von außen sehen kann. Es ist eine Wunde, die Du meistens erst in ihrer Komplexität bewusst wahrnehmen kannst, wenn Du das Trauma verstanden hast. Das Verstehen und das Bewusstsein ist sehr zentral bei der Trauma-Heilung.
Das Trauma ist entstanden als Du eine (Schocktrauma) oder sich ständig, wiederholende Situation (Entwicklungstrauma) als zu viel, zu schnell und zu plötzlich wahrgenommen hast. Du warst so überfordert mit der Situation, dass Du entweder im Flucht oder Verteidigungsmodus geblieben bist oder in der Erstarrung. Das sind die drei Verhaltensweisen in der Traumawelt.
In der Not bzw. in der Überforderung spaltet das System Erinnerungsanteile ab, verschnürt sie gut in eine Kiste und stellt die Kiste in den Keller oder auf den Dachboden. Bloß weit weg, von deinem gewohnten Leben, damit Du weiter am normalen Leben teilnehmen kannst.
So normal geht es aber leider nicht mehr. Die verschnürte Kiste nimmt Dir zum einen Lebensenergie, da Dir nicht mehr 100% zur Verfügung steht sondern z.B. nur noch 90% oder 80% oder weniger – je nach Intensität des Traumas.
Aufgrund der verringerten Lebenskraft und dem Schockzustand bist Du oft nicht mehr so anwesend oder aufnahmebereit. Die Fähigkeit Dich einzulassen bzw. Dich mit Dir und anderen zu verbinden ist geringer.
Ein unsichtbarer Teufelskreis entsteht, da Dein System durch die schlechten Erfahrungen, es zu gefährlich einstuft Dich zu öffnen oder anzuvertrauen. Nicht-Verbindung lässt das Sicherheitssystem hochfahren, weniger Verbindung, weniger Geborgenheit, weniger Sicherheit, weniger Kontakt, weniger offen, weniger Heilung, weniger Verbindung etc.
So ist es nur wahrscheinlich und verständlich, dass Du Dich erschöpfter fühlst oder unsichtbar belastet oder weniger leistungsstark bist als vielleicht deine Freunde. Du fühlst Dich deshalb vielleicht auch immer etwas anders als die anderen. Dein Leben kann sich wie verhext anfühlen. Die Beziehung zur Familie, Freunden oder zum Partner kann empfindlich darunter leiden. Viele Traumatisierte fühlen sich als Außenseiter oder merkwürdig.
Das ist der Grund warum es so wertvoll und wesentlich ist, dass Du Dich mit Deinem Trauma beschäftigst, um den wundervollen Menschen in Dir endlich zu entdecken.
Trauma-Arten
Trauma ist nicht gleich Trauma. Die Wissenschaft beschäftigt sich in den letzten 20 Jahren immer mehr mit diesem Thema.
Es gibt auch viele unterschiedliche Arten von Trauma:
Das bekannteste ist das Schocktrauma. Nach einem Zugunglück, Krieg, Erdbeben, Vergewaltigung, Unfall, Operation.
Ein Ereignis, dass nur einmal stattgefunden hat.
Entwicklungstrauma ist das zweite: es leitet sich her, dass es kein einmaliges Erlebnis war, sondern es eine Entwicklung stattgefunden hat: sexueller Übergriff/Missbrauch einer nahestehenden Person, Vernachlässigung der Mutter des Kindes auf materieller, emotionaler oder körperlicher Ebene (keine Kleidung, wenig Liebkosung, körperliche Gewalt, wenig Anerkennung etc.)
Generationstrauma: Übertragung von einer Generation auf die nächste oder gar auf die übernächste. 2. Weltkrieg: meine Großeltern haben ihn erlebt, meine Eltern sind zu dieser Zeit geboren. Die Verhaltensweisen übertragen sich und sogar die DNA. Kinder wiederholen die Begebenheiten, von denen sie nichts wissen konnten. Ein Junge war nachts allein zu Hause. Seine Eltern waren bei Freunden nebenan. Er wusste, wo sie sind. Als die Sirene losging, rannte der Junge aus dem Haus unter die nächste Brücke, genau wie seine Mutter es damals zu Fluchtzeiten getan hat.
Soziales Trauma: betrifft Rettungsdienst, Feuerwehr, Ärzte: das was diese Menschen bei ihren Einsätzen miterleben, ist oft traumatisierend.