Hallo und schönen Tag,
heute kommen wir zum dritten Gefühl von fünf in unserer Gefühlsreihe: der Angst.
Unseren Gefühlen Raum zu geben ist sehr wichtig. Insbesondere für Eltern ist es wichtig mit den Ladungen, Intensitäten, Herausforderungen unserer Kinder umzugehen.
Ich als alleinerziehende Mutter kann ein Lied davon singen. Viele von Euch wissen, dass es oft schwierig bei uns war. Ich habe so mit den Ladungen meiner Tochter gekämpft. Ich fühlte mich so hilflos und ich hatte Angst vor ihren Reaktionen.
Ich wusste einfach nicht, was ich damit machen sollte. Sie waren wie heiße, fettige Blasen im Raum. Sie ergossen sich über mich und oft genug platzte mir dann der Kragen. Streiten, kämpfen, schimpfen, Stopps halfen einfach nicht.
Ich musste lernen, wie ich die Ladungen von ihr und mir beherbergen konnte in Stresssituationen. Weiter zu atmen, nicht reagieren und nicht abzulehnen. Ich hatte oft das Gefühl dabei innerlich zu verbrennen. Es war ein Wüten, Tosen, Toben, ein Cocktail voller bunter Gefühle.
Doch wenn die Verbindung zu dieser Kraft fehlt ist sie destruktiv. Als ich den Mund öffnete, kamen nur Vorwürfe, Schuldzuweisungen aus mir heraus geblubbert. Das verletzte sie. Die meisten von uns haben es nicht gelernt, was man tun kann. Wir haben gelernt zu funktionieren und so zu tun als gäbe kein Problem.
Wir wissen nicht wie das geht, weise, liebevoll und angemessen mit den Gefühlsladungen umzugehen.
Es ist so wichtig, den Mut zu haben, da zu bleiben. 
Ich finde insbesondere unsere Kinder profitieren davon, wenn wir ihnen zeigen, wie man mit den großen Gefühlen umgeht. Natürlich hat das auch einen Effekt auf andere Beziehungen, aber für unsere Kinder zu stehen und sie zu begleiten, ist ein großes Geschenk an sie und an uns.
So kommt heute das nächste Gefühl: die Angst. Das wichtigste, unterschätzte Gefühl in unserer Gesellschaft. Angst, das unsichtbare Gefühl. Angst, die kaum jemand zugeben wird, dass er sie hat. Stress ist ok, aber zu sagen, ich habe Angst, wer traut sich das schon.
Gib Deiner Angst eine Chance
Die Angst ist ein besonderes Gefühl. Sie hat einen besonderen Stellenwert bei den Gefühlen. Angst ist ein Gefühl, das sich auf eine bemerkenswerte Art und Weise zeigt. Angst ist oft unsichtbar. Angst ist oft schwer zu fühlen. Oft zeigt sie sich diffus. Sie ist nicht klar zu greifen. Sie ist oft nebulös. Wenn Du glaubst, Du hast sie, ist sie auch schon wieder entschwunden.
Wut ist zum Beispiel viel leichter zu fühlen. Früher oder später kommt die Wut aus jeder Pore. Es wird heiß in Dir und da bahnt sich etwas aus Dir heraus, auf welchem Weg auch immer. Bei Schmerzen tut es weh. Bei Freude lacht man und bei Trauer weint man zum Beispiel.
Aber bei der Angst? Da gibt es keinen roten Kopf oder Tränen. Wie zeigt sich Angst? Was sind die klassischen Symptome, wenn man Angst hat?
Lass uns auf Forschungsreise gehen. Was sind klassische Angstgefühle?
- Flaues Bauchgefühl
- Bedürfnis Wegzulaufen
- Innere Leere
- Nicht sprechen können oder sich bewegen können
- Nicht klar denken können
- Sich diffus fühlen, neben sich
- Bedürfnis nach allein sein
- Sich alleine und getrennt fühlen
- Schwitzen
- Die Mimik wird weniger
- Negativ reden
Oft werden diese Symptome übersehen. Wenn es über die Liste nicht klappt, dann kannst Du Angst noch anders aufspüren: in Vermeidungsverhalten.
Wie oft reißt Du Deine Kühlschranktür auf? Wieviel Schokolade musst Du auf einmal essen? Oder ist es schon die 10. Zigarette, das 3. Glas Wein oder die 4. Folge? Dir dann die Frage zu stellen: „Habe ich vielleicht Angst?“, kann spannend sein.
Viele geben nicht gerne zu, dass sie Angst haben. Sie drücken die Angst weg, denn man fühlt sich angreifbarer und wer will das schon.
Du merkst, Angst ist clever. Sie bleibt lieber unentdeckt. Warum sie nicht lieber im Verborgenen schlummern lassen?
Dein Ziel ist es Deine Angst zu reiten und nicht mehr sie Dich. Du willst bestimmen, was Du tust und nicht sie.
Angst ist ein warnendes Gefühl. Sie behütet und beschützt Dich vor allen Gefahren, das ist ihr Ziel. Nicht immer ist sie weise – manchmal zu behütend.
Um herauszufinden, ob die Weise oder die Zu-Behütende da ist, ist es wichtig Deiner Angst zu gestatten da zu sein und ihr zu lauschen. Nichts tun, nur zuhören. Sie möchte Dir von ihren Sorgen und Nöten erzählen. Wenn Du das hören kannst, brauchst Du nicht mehr vor ihr fortzulaufen oder sie wegzudrücken.
Angst kann auch in Indikator sein, dass Du Dir selber nicht mehr treu bist bzw. Dich verbiegst. Wenn Du Deine eigentlichen Handlungsimpulse regelmäßig unterdrückst, kann Angst entstehen. Ich habe einige Patientinnen, die sich melden, wenn sie große Ängste plagen. Meistens schaue ich dann mit ihnen, in welchem Moment sie ihrer Wahrheit nicht mehr gefolgt sind. Oft löst sich die Angst auf, da sie wieder mit sich in Kontakt kommen.
Oft hindert uns die Angst weiterzugehen. Hier ein paar Tipps, was Dich in Deinen Angstmomenten unterstützen kann:
- Hilfe holen: z.B. eine Freundin um einen Besuch bitten oder anrufen.
- einen guten Therapeuten für sich finden
- Berührung: Hol dir eine Umarmung.
- Es gibt tolle homöopathische Mittel gegen Angst
- Es ist unglaublich gut, sich abzuklopfen.
- Dich zu bewegen: z.B. zu hüpfen oder schütteln
- Dich zittern lassen, dann löst sich etwas
- Spazieren gehen
- Tanzen, singen, Lachyoga
- Duschen
- Zu reden, was gerade jetzt ist.
Gib Deiner Angst eine Chance sich zu zeigen und lösen. Du bist es wert.
Falls Du Dich in diesem Artikel wieder erkennst und Du Dir Begleitung wünschst, melde Dich bei mir. Ich freue mich von Dir zu hören.
Herzlich
Odette